„Ein idealer Standort für CO2-neutrale Produktion“

In Heide in Schleswig-Holstein hat Northvolt offiziell mit dem Bau seiner Batterie-Fabrik für E-Autos begonnen. Im Gespräch mit energy.prime gibt Deutschland-Chef Christofer Haux einen Vorausblick auf die Betriebsphase der Produktion.

Northvolts Deutschland-Chef Christofer Haux. Bild: Nothvolt

energy.prime: Herr Haux, wie hoch wird der Energieverbrauch des neuen Produktions­standortes sein, wenn 2026 die Produktion angefahren wird, und welchen Strombedarf wird die Anlage haben, wenn die Kapazität auf 60 GWh/Jahr voll ausgebaut ist?

Haux: Northvolt sieht in Dithmarschen den idealen Standort für eine CO2-neutrale Produktion und setzt prioritär auf Strom­erzeugung aus der Region mit einem optimierten Mix aus Onshore-Wind­ener­gie und Solar PV als Grundlage. So kann der im Vollausbau benötigte Strombedarf von rund 1,8 bis 2 TWh durch lokale, erneuerbare Energien gedeckt werden. In der ersten Aufbaustufe rechnen wir mit einem Energieverbrauch von etwa 1,00 TWh.

energy.prime: Vor allem aus der Industrie kommt hierzulande die Kritik, dass es nicht genügend gesicherte Erzeugungskapazität gibt, um Volatilitäten insbesondere aus der Windenergie aufzufangen. Wie sichert sich Northvolt hier für den Standort Heide ab, einer Region, in der es fast ausschließlich Windstrom im Netz gibt ...

Haux:  Northvolt setzt vorrangig auf lokale Stromerzeugung aus der Region mit einem optimierten Mix aus Onshore-­Windenergie und Solar PV als Grundlage. Sie komplementieren sich in einem guten Ver­hältnis. Zum umfassenden Energiekonzept gehören zudem eine entsprechende Hedging-Strategie und Kooperationen mit Partnern.

energy.prime: Auch das hohe Strompreisniveau in Deutschland gibt immer wieder Anlass zur Kritik. Gibt es bei Northvolt eine strukturierte Strombeschaffung über PPA oder kurz- und mittelfristige Beschaffungen über die Spot- und Terminmärkte an der EEX? Welche Maßnahmen sind geplant, um selbst Strom für die Produktion zu erzeugen?

Haux: Aufgrund der Volatilität und der Höhe der Strompreise untersucht Northvolt nicht nur die Möglichkeiten, die Strommengen direkt aus dem Strommarkt zu beziehen, sondern auch direkte Stromlieferverträge – PPAs – von On­shore-­Windenergie, solarer PV und weiteren erneuerbaren Energien. 

energy.prime: Gibt es schon einen konkreten Strom­lieferanten für den neuen Standort Heide?

Haux: Wir befinden uns hier aktuell in Gesprächen.

energy.prime: Hohe Netznutzungsgebühren und die EEG-Umlage sorgen in Deutsch­land für ein höheres Strompreisniveau. Welche Wünsche hat Northvolt an die Politik, um das Preisniveau nachhaltig zu senken?

Haux: Neben der langfristigen Aufteilung Deutschlands in passende Preiszonen können auch kurzfristigere Maßnahmen einen Mehrwert bieten. Die Reform des EnWG und die neue Regelung „Nutzen statt Abregeln“ sind ein erster Schritt. Aus Sicht von Northvolt sind aber weitere Maßnahmen notwendig. Northvolt hat hierzu gemeinsam mit E-Bridge das Konzept der regionalen Nachhaltigkeitsprämie in EE-­Über­schuss­­regionen entwic­kelt. Dabei erhält ein – industrieller – Stromverbraucher in einer definierten Region mit EE-Überschuss zu einem vom Netzbetreiber vorab definierten Zeitpunkt mit EE-­Überschuss eine Prämie auf den Stromverbrauch.

energy.prime: Sie sprachen es an, immer wieder wird die Aufteilung Deutschlands in Strompreiszonen diskutiert. In Skandinavien gibt es solche regionalen Strompreiszonen bereits. Welche Erfahrungen hat Northvolt damit gemacht, und wie könnte dies auf den Standort Heide übertragen werden?

Haux: Aufgrund der Strompreiszonen in Schweden ist es für energieintensive Industrieunternehmen wie Northvolt attraktiver, sich im Norden nah an der Stromproduktion anzusiedeln. So werden die Stromnetze deutlich entlastet. Dieser Anreiz könnte auch auf Deutschland übertragen werden, um Industrieansiedlungen und Stromproduktion näher zusammenzubringen. 

energy.prime: Herr Haux, danke für das Gespräch.

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